Dr. Frederik Herzberg, Sekretär der REK
Liebe Freunde der Reformierten Episkopalkirche,
gestern fiel mein Blick per Zufall auf die Ausgabe der "Welt aktuell" und dort auf einen Kurzbericht über den jüngsten Papyrus-Fund von Karen King, welcher angeblich eine "Ehe Jesu mit Maria von Magdala" belegen soll.
Zwei Dinge sind dabei erstaunlich:
Erstens behauptete der Verfasser entgegen der (gerade von historisch-kritischer Seite völlig unbestrittenen) kirchengeschichtlichen Tatsache des asketischen Grundtenors der Alten Kirche, es gebe "seit frühester Zeit" eine Debatte im Christentum darüber, ob Jesus mit Maria Magdalena verheiratet war. Dies bedeutet wohl, dass manche Journalisten Dan Brown für einen Sachbuchautor halten und die öffentliche Meinung in diese Richtung beeinflussen.
Zweitens ist der aufgefundene Papyrus ja, sofern er überhaupt echt ist (vgl. die Gutachten des Harvard Theological Review), aus dem vierten Jahrhundert - und damit nicht nur aus der Frühphase des christologischen Streits, sondern auch rund zwei Jahrhunderte jünger als die ältesten neutestamentlichen Textzeugen und die Literatur der Proto-Orthodoxie (Irenaeus, Hippolyt, Justin, Tertullian). Auch gibt es bekanntlich in dieser Epoche eine Korrelation zwischen der Verwendung der koptischen Sprache und dem Einfluss von gnostischer Mythologie.
Umso erfreulicher, dass es Theologen gibt, welche sich nicht scheuen, die Tatsachen zu benennen (siehe unten) und Pseudo-Wissenschaft als solche zu brandmarken, auch wenn sie aus Harvard kommt.
Viel Freude bei der Lektüre!
Dr. Frederik Herzberg, Sekretär der REK i.D.
Mehr / more:
The Gospel of Jesus' Wife? When Sensationalism Masquerades as Scholarship
By Albert Mohler - September 20, 2012
http://www.albertmohler.com/2012/09/20/the-gospel-of-jesuss-wife-when-sensationalism-masquerades-as-scholarship/
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